Design Thinking Masters

Gruppenbild der Design Thinking Masters Konferenz 2019 in Stuttgart

Die meiste Zeit sind wir von Service Design Südwest in der Rolle der Berater, Trainer und Coaches.
An einem Tag im Mai 2019 haben wir die Perspektive gewechselt: Auf der 2. Design Thinking Masters Konferenz in Stuttgart haben wir uns inspirieren lassen.

Über frischen Methoden-Input freuen wir uns natürlich immer – unter Trainern ist die Methodenjagd ja ein wohlbekannter Sport. Wertvoller jedoch war der ungezwungene aber ernsthafte Austausch auf Augenhöhe mit gleichgesinnten Experten. Und nicht zuletzt war es ermutigend zu sehen, dass wertvolle und größere Design Thinking Formate auch außerhalb Berliner Innovation Labs und Spaces stattfinden.

Die spannendsten Themen des Tages:

Design Thinking is not a Workshop

Simon Blake von den launchlabs in Berlin teilte seine langjährigen Learnings aus der Zusammenarbeit von Design Thinking und Scrum. Er zeigte, wie gut sich Design Thinking nutzen lässt, um ein heterogenes Team zu Projektbeginn zusammenzuschweißen und eine starke Product Vision zu erstellen. Dabei gilt immer wieder: „Design Thinking is not a workshop, but a mindset“. Zu oft werden von zweitägigen Design Thinking Workshops Wunder erwartet – „obwohl Profifußballer auch wöchentlich trainieren, um auf Ihr meisterliches Niveau zu kommen“, so Simon Blake. „Do the hard work, not the fancy stuff“. Zustimmendes nicken im Saal.

Mit Lego zur Europawahl

Michel Cloosterman von Bricks and Business zeigte eindrucksvoll, wie sich mit Lego Serious Play die Kreativität von über hundert Teilnehmern nutzen läßt, ohne dabei als Coach und Facilitator die einzelnen Gruppen zu unterstützen, sondern allein durch klare, strukturierte Moderation. Begeistert hat mich, wie ernsthaft und motiviert die Stimmung im Raum wurde, als die Lego Serious Play Methodenübung plötzlich Bezug zum echten Leben bekam: Alle Konferenzteilnehmer bearbeiteten die Herausforderung „Wie können wir Jugendliche und Twens zwischen 18 und 25 zur Teilnahme an den Europawahlen Ende Mai 2019 bewegen?“. Der anwesende Daniel Bartel von MakeIt hatte diese Herausforderung für sein https://projecttogether.org/europetogether/ eingebracht, und war begeistert von der Menge und Qualität der entstandenen Ideen. Aus dieser Session habe ich wieder einigen Input für unser eigenes Lego Serious Play Angebot im Rahmen von Service Design Südwest mitgenommen.

Design Thinking goes Augmented Reality

Aus Projekten kenne ich zwei bisher wenig vereinbare Welten:
Die analoge Workshop-Welt: Menschen verbindend und verbindlich, intensiv und schnell, steckt die Richtung und die Flughöhe ab, ist roh und unperfekt. Und sie stößt irgendwann an ihre Grenzen, weil das „kopieren und einfügen“ und die Rückgängig-Funktion aus Digitalien nicht vorhanden sind. Dagegen die digitale Projektarbeits-Welt: Strukturiert und organisiert, mit Hang zur Perfektion, ausgestattet mit mächtigen, skalierbaren Werkzeugen. Aber wehe es gibt noch einmal größere Änderungen – dann ist viel Arbeit für die Tonne. Und die Kommunikation hat für mich trotz Videokonferenz, Slack, Trello und wie sie alle heißen nicht die gleiche Qualität wie die von Angesicht zu Angesicht.
Christian von Bock von solidwhite wollte mit seiner Demo „Virtual und Augmented Reality bei Design Thinking Projekten“ aufzeigen, dass die beiden Welten doch zusammenwachsen können. Und mein offener Mund war ihm sicher: Analoge Workshopergebnisse in digitale Räume übertragen und dort weiterarbeiten, oder gleich die analoge mit der digitalen Welt überlagen dank Augmented Reality. Sich in virtuellen Projekträumen treffen, arbeiten und besprechen, egal ob mit oder ohne 3D-Brille. Und den Detailgrad der Arbeit vom rohen PostIt-Niveau bis hin zum funktionalen Prototyp fliessend anpassen, ohne Medienbrüche zu haben.
Noch ist das Ganze in der Betaphase und kostet auch den ein oder anderen Euro, aber hier liegt enormes Potential, und die Lösung werde ich für unsere eigenen Service Design und Design Thinking Projekte, gerade für Remote Zusammenarbeit, nicht aus den Augen lassen.

Augen zu beim Brainstorming

Juliana Bublitz vom Zukunftsinstitut stellte das „Blindstorming“ vor – zunächst einmal nichts anders ein Brainstorming, bei dem man nichts sieht. Dadurch fällt es aber leichter, sich voll auf die zu lösende Aufgabe zu konzentrieren. Und es werden Hemmschwellen abgebaut, weil niemand unangenehm im Fokus steht. Ideen in Dunkelheit zu entwickeln lässt außerdem potenziell bestehende Hierarchien leichter vergessen.
Besonders effektiv ist das Blindstorming in Kombination mit einem vorgelesenen Szenario und begleitenden Fragen. Angereichert mit fiktiven, aber spezifischen Details wie Orten, Unternehmen und Personen wurde so eine Welt plastisch beschrieben, in die sich die Teilnehmer unter der Blindstorming-Brille leicht einfühlen konnten. Juliane nahm uns mit auf eine Zeitreise zur Mobilität der Zukunft – und es war enorm beeindruckend zu erfahren, wie schnell innerhalb von 15 Minuten ein gemeinsamer, konzentrierter Ideenraum entsteht, wie verbindend die das gemeinsame Brainstorming wirkt und wie deutlich sich optimistische und pessimistische Szenarien entwickeln. Als Element in Visionsarbeit, Teambuilding, Produkt- und Service Visionen möchte ich das auch einmal ausprobieren.

Bewußt sein

Am Ende solch intensiver Konferenztage spüre ich oft, dass ich etwas ausgelaugt und „außer mir“ bin. Wie so ein Tag entspannter und dennoch intensiv ablaufen kann und wie ich mich am Ende eines solchen Tages nicht ausgelaugt, sondern energetisiert und ausgeglichen fühlen kann, zeigte uns Galina Emelina von Yoga Thinking. Sie integrierte Körper- und Atemübungen sowie meditative Elementen aus dem Yoga und half uns dabei, uns besser mit uns selbst und den anderen zu verbinden. Auf diese Art den Tag Revue passieren zu lassen fand ich großartig, bot es doch die Möglichkeit, die große Menge an Input zu sichten und zu verdichten. Ich habe mich auch gefreut, dass durch das gemeinsame Yoga all die Innovation Manager, Business Developer, UX Heads, Customer Experience Experts, Design Thinker und Service Designer, die zu Beginn der Veranstaltung präsent waren, durch das gemeinsame Yoga eine weitere Ebene tiefer zu Menschen wurden und die Gemeinschaft präsenter wurde als die Individuen.

Fazit

Ich war beeindruckt von der tollen Stimmung und habe viel aus den interessanten Impulsen mitgenommen.​
​Die wiederkehrende Veranstaltung können wir in jedem Fall empfehlen, um neue Methoden kennenzulernen, frische Impulse zu bekommen und sich mit anderen Coaches, Trainern und Facilitatoren auszutauschen und zu vernetzen.

Design Thinking Masters Konferenz




 

 

Alle Fotos (c) Lea Theweleit focus f