Interview-Spickzettel


Interviews sind die Methode schlechthin, um Nutzer:innen einzubeziehen. Auch deswegen, weil Ihr ohne umfangreiche Vorbereitung direkt starten könnt.

Für gute Ergebnisse ist es jedoch entscheidend, Gespräche sorgfältig vorbereitet zu führen.
Ladet Euch unsere wichtigsten Tipps und einige Beispielfragen in unserem Interview-Spickzettel herunter:

Interview Spickzettel für Nutzerforschung
Das sind unsere wichtigsten Tipps und Erkenntnisse aus 10 Jahren Interviews:

Planung

Plant die Interviews von den Ergebnissen und Auswirkungen her:

  1. Was will ich mit den Interview-Daten und -Erkenntnissen machen?
    Welches Problem sollen sie lösen helfen?
  2. Über welche Themen muss ich dafür etwas erfahren haben?
  3. Welche Fragen muss ich dafür gestellt haben?
  4. Wen muss ich dafür gefragt haben?

Grundhaltung

Ein erkundendes Interview ist ein Gespräch mit Lerngelegenheit und keine Verteidigungs­maßnahme, Verhör oder Prüfung. Und bewerten Sie nicht, was sie hören – Sie sind Detektiv, nicht Richter.

Offenheit
Machen Sie sich Ihre Annahmen und Glaubens­sätze zum Interviewthema bewusst und legen Sie sie für die Dauer des Interviews beiseite.

Anfängergeist
Seien Sie neugierig, lassen Sie sich Dinge erklären.
Treten Sie als Forscher:in auf – dann dürfen Sie ­unwissend sein, ohne dass es Ihnen unangenehm ist.

Einfühlungsvermögen
Bauen Sie eine Beziehung auf
und versetzen Sie sich in Ihr Gegenüber hinein.

Gute Fragen stellen

Ergebnisoffene statt leitenden, beeinflussenden Fragen stellen.

Offene statt geschlossene Fragen stellen
(Warum statt Ja/Nein-, Richtig/Falsch-Antworten).

Neugierig nachfragen, aber Ihr Gegenüber nicht bloßstellen oder verunsichern.

Ein Gespräch in Gang bringen

Geschichten und Abläufe
„Beschreiben Sie mir Ihren typischen Arbeitstag.“
„Erzählen Sie vom letzten Mal, als … passiert ist.“

Konkrete Beispiele
„Können Sie eine konkrete Situation beschreiben?“

Vergleiche anregen
Dinge ins Verhältnis setzen – miteinander oder über die Zeit hinweg.
„Wenn Sie das mit … vergleichen, wieviel …“
„Machen Sie das häufiger/seltener als vorher?“

Zeigen lassen und beobachten
Beim direkten Beobachten erfahren Sie mehr als durch die Erzählung davon, denn Menschen ­er­wähnen oft das nicht, was für sie selbstverständlich erscheint. „Könnten Sie mir zeigen, wie Sie das genau ­machen/wie Sie vorgehen?“

Zuhören und nachforschen

Klären und Nachfragen
„Können Sie mir das noch einmal (genauer) erklären?“
„Und was ist danach passiert?“
„Wie sind Sie damit umgegangen?“

Motivationen und Werte ergründen
Nehmen Sie Ereignisse als Ausgangspunkt, um dann Bewertungen und Motivationen zu ergründen. Fragen Sie (wiederholt) nach.
„Erzählen Sie mir mehr zu …“
„Was ist da passiert?“
„Passiert das öfter? / Machen Sie das öfter?“
„Wie kommt es, dass …“
„Wie finden Sie das? / Wie geht es Ihnen damit?“

Wahrgenommene Gefühle und Bedürfnisse benennen
„Und das hat Sie geärgert?“

Auf Widersprüche achten
Was Menschen tun und sagen deckt sich oft nicht. Seien Sie besonders aufmerksam für Unterschiede zwischen dem, was Sie hören und dem, was Sie beobachten. Fragen Sie vorsichtig nach, aber wahren Sie die Integrität Ihres Gegenübers.
„Ich sehe gerade, dass Sie X machen. Vorhin sagten Sie, dass Sie in der Situation sonst Y machen. Wie kommt es dazu?“

Wiederholen und zusammenfassen
„Habe ich es richtig verstanden, dass … ?“
„Könnte ich es so zusammenfassen: … ?“

Im Blick behalten

Akteure
Wer ist anwesend oder wird erwähnt?
Welche Rollen haben die Akteure?
Wie sind die Beziehungen zwischen Akteuren?
Welches typische Verhalten zeigen sie?

Handlungen
Angestrebte Ziele
Durchlaufene Schritte
Spezifische Handlungen

Interaktionen
Wer interagiert mit wem oder womit?
Wie wird interagiert?

Objekte
Welche Gegenstände, Hilfsmittel und Arbeitsergebnisse gibt es (in der Umgebung)?
Wie stehen sie in Bezug zu den Handlungen der Akteure?
Wozu dienen sie?
Wurde etwas zweckentfremdet? Wofür?

Umgebung und Kontext
Umgebung, in der die Handlungen stattfinden: Funktion, Stil, Atmosphäre, Raumaufteilung, spezifische Merkmale und Elemente

Es ist nicht einfach, gute Fragen zu formulieren.
Aber es ist besser, „schlechte Fragen“ zu stellen, als aus Angst vor Fehlern gar nicht mit den Nutzer:innen zu sprechen.
Bittet eine:n Kolleg:in, Euch Feedback zu geben, damit Ihr euch beim nächsten Mal verbessern könnt. Lernen aus Erfahrungen ist der Schlüssel!

Ladet Euch unsere wichtigsten Tipps und einige Beispielfragen
in unserem Interview-Spickzettel herunter: